Hegauer Kegelspiel

Noch schnell vor dem Teil-Lockdown 2020: Wandern im Hegauer Streuobstwiesenparadies!

 Was für ein Wort-Ungetüm! Bevor wir uns alle in einem „Teil-Lockdown“ dem Corona-Virus  entgegenstemmen, noch einmal  der warmen Oktober-Sonne entgegen wandern! Zu viert, die Mund-und Nasenschutzmasken aber immer griffbereit !

 Wir vier – Monika, Margret, Wolfgang und Giselher haben uns ins Hegauer Kegelspiel verabredet, eine sprachliche Neuschöpfung der Hegauer Tourismus-Profis ? –  unter dem sie neun Premiumwege den Wander-Sportlern präsentieren; wir haben heute den Stettener Panoramaweg ins Visier genommem: Los geht‘s vom Parkplatz des Restaurants Hegau-Stern, auf den Rundwanderweg, bei dem man fast immer den markanten Vulkankegel des  Hohenhewen im Blick hat.

Durch bunte Wälder über Streuobstwiesen, übersät mit reifen Äpfeln im Gras, geht’s die Wanderer zu „vergnügtem Apfel-Wiederkäuen“ verführen. Wer kaut, genießt und wandert und schweigt und schaut! Und darum sind wir hier! In unserem Streuobst…….!

Das ist also die stille,   aus „Feuer, Wasser und Eis geformte Vulkanlandschaft“, unser Oktober-Streuobstwiesenapfelparadies. Rauf und runter  und immer wieder mit tollen Ausblicken runter aufs Dörfchen Stetten oder im Rücken den Blick leicht nach oben gerichtet auf den Vulkankegel Hohenhewen, dem sich nach Auflösung der weiße Frühnebel auch sein Nachbar, der Hohenstoffel zugesellt.

In rote rote und gelbe Äpfel „ krachend beißend“  kommen wir an einem „Käschtle mit Wanderbuch“ vorbei. Wäre ja toll gewesen, für unsere   Nachwelt im   Stettener Wanderbuch unsere Spuren  zu hinterlasse. Einer will ja auch schreiben, aber drei Stimmen  sind dagegen:  Corona!!!!!!

Rauf und runter geht’s, mit kleiner Vesperpause vor einer Waldrand-Hütte der Forstarbeiter. Es ist ein stiller, sonniger Tag, alte Wegekreuze mahnen und erinnern an den Reformationsgedanken heute! Machen für Minuten nachdenklich. Corona ist keine Strafe von Oben, Corona ist eine Herausforderung für den menschlichen Geist und unsere Fähigkeit, solidarisch zu sein!

Wir schaffen das! Was für ein Satz!

Es geht über eine blühende Ringelblumenwiese – und das im Oktober! – Am Wegrand ein letztes Glockenblümle, das noch ein paar Grad Sonnenwäre in den Winterschlaf mitnehmen  will. 

Und dann ein Überfall! Hunderte, tausende Marienkäfer erwarten uns schon  auf dem verwitterten  Holz einer  alten Bank: Vergnügt turnen die kleinen Gesellen  auf unserer Kleidung herum. Abschied ins Winterquartier, vielleicht in unseren Wanderklamotten?

Ganz vorsichtig streifen wir die possierlichen Sympathieträger von unseren Kleidern ab, entlassen sie in einen ungewissen Winter, wenigstens haben sie nicht unseren Ärger mit dem Virus am Hals. Neben der Bank im Gras helle Spinnennetze, vergehende Symbole des Altweibersommers.

Noch 1,7 Kilometerdurch einen bunten Buchen- und Ahornwald bis zu unserem Ausgangspunkt. Am Wegrand ein Kraut, das sich im Vergehen ein letztes Mal mit „ weißer Perücke“  ins Halooween-Getümmel stürzen  will? Marode Schönheit im Vergehen. Wir kommen wieder ins Hegauer Kegelspiel! Wenn der Frühling  unser Streuobstwiesenapfelparadies in  einen Apfelblüten-Traum verzaubert  hat.

Giselher Sommer (Fotograf und Texter), 31 Oktober 2020