Die heutige Tour führte uns in den Klettgau – die Heimat unserer Wanderleiterin Andrea Goldbrunner. Bevor wir jedoch die Wanderung antreten konnten, waren zunächst einige Hürden zu überwinden:
Das für die Busfahrt ab Erzingen zuständige Verkehrsunternehmen verweigerte Gruppenanmeldungen für die am Wochenende eingesetzten Kleinbusse. So musste die Tour kurzfristig auf einen Wochentag vorverlegt werden.
Während der Hinfahrt mit dem Regionalexpress von Konstanz nach Erzingen zogen immer mehr Wolken auf. Die angekündigten ganztägigen Regenschauer und lokalen Gewitter dämpften die Vorfreude der Gruppe – bestehend aus zwölf Wanderinnen und drei Wanderern – erheblich. Wie so oft begegneten die Damen des Wandervereins der unsicheren Wetterlage mit mehr Gelassenheit, während männliche Mitglieder lieber zu Hause geblieben sind.
Das von Andrea im Vorfeld angekündigte „Waldbaden“ auf dem Hochrhein-Höhenweg bekam angesichts der drohenden Regengüsse eine ganz neue – und wenig verlockende – Bedeutung. Spontan reagierte sie flexibel und entschied, die Tour um eine Stunde zu verkürzen: Statt wie geplant in Grießen zu starten, fuhren wir mit dem Linienbus weiter bis zum nächstgelegenen Ort Geißlingen im Klettgau.
Kurz vor unserer Ankunft dort wischte die Busfahrerin noch die letzten Tropfen von der Windschutzscheibe – und brach dabei unglücklich den Lenkstockschalter ab. Fortan liefen die Scheibenwischer unermüdlich über eine längst trockene Scheibe.
Auch Petrus meinte es gut mit uns: Wie durch ein Wunder schob sich eine schützende Glocke über unsere Route. Während es ringsum weiterhin regnete, blieb es auf unserer Wanderung den ganzen Tag über trocken. Zunehmend schien sogar die wärmende Sonne.
Beim Aufstieg zum Alkheimer Holz trafen wir auf ein Gehege mit Highland Cattle – laut Infotafel „das schönste Rind unter der Sonne“. Ihre artgerechte Haltung an der frischen Luft sorge für ein besonders schmackhaftes Fleisch. Ob das wohl auch die Wölfe wissen? Eine weitere Tafel am Zaun drückte jedenfalls die Sorgen der Weidetierhalter über die Rückkehr der Raubtiere aus, die über die Schweiz in den Schwarzwald eingewandert sind.
Auf dem Hochrhein-Höhenweg angekommen, genossen wir den Blick über den ausgedehnten Alkenhof hinweg bis in die Schweiz. Andrea berichtete hier über die lange Tradition des Bohnerzabbaus im Klettgau, die sich vom 17. bis ins 19. Jahrhundert erstreckte. Bohnerze – bohnengroße Knollen aus Brauneisenstein – wurden in harter Handarbeit aus dem Boden gegraben und in mehreren Arbeitsschritten zu Eisen verarbeitet. Der dafür notwendige immense Holzkohleeinsatz führte zur Abholzung ganzer Wälder. Mit dem Preisverfall von importiertem Eisen kam der wirtschaftliche Nutzen dieser Arbeit abrupt zum Erliegen. Ein bedeutendes Zentrum des Bohnerzabbaus in der Region war der Erzkessel bei Küßnach, direkt unterhalb des Alkenhofs.
Der aussichtsreiche Höhenweg führte uns schließlich zur Küssaburg auf 634 m ü. NHN – einem Wahrzeichen des Klettgaus. Die Burg befindet sich im Besitz des Landkreises Waldshut, ihre Pflege liegt in den Händen des Küssaburg-Bundes. Bereits zur Römerzeit verlief am Westfuß der Burg eine Heeresstraße von Italien nach Germanien über den Pass bei Bechtersbohl. Die Küssaburg wurde zwischen 1125 und 1141 erbaut, im Jahr 1634 von kaiserlichen Truppen zerstört und in den Jahren 1933 bis 1936 als Kulisse für Burgfestspiele im Sinne der NS-Propaganda genutzt. Heute bietet sie einen beeindruckenden Rundblick – lediglich gestört durch die tief fliegenden Flugzeuge im Landeanflug auf Zürich.
Nach der Mittagspause wanderten wir auf blumenreichen und aussichtsreichen Wegen hinab nach Oberlauchringen, wo wir den neu gestalteten Dorfmittelpunkt am Lindenplatz erreichten. Dort wurde das 100 Jahre alte, denkmalgeschützte „Gmeindshus“ im Februar 2025 als moderner Begegnungsort der Bevölkerung wiedereröffnet – mit Mediathek, Repair-Café und dem liebevoll geführten Café „Fräulein Linde“. Hier ließen wir die rundum gelungene Wanderung bei Kaffee und Kuchen in entspannter Atmosphäre ausklingen.
Zum Abschluss galt unser herzlicher Dank der Wanderleiterin Andrea Goldbrunner, unterstützt von Monika Rudnick, für den schönen, abwechslungsreichen Wandertag.
Bericht: Walter Biselli
Tourdaten:
Schwierigkeit: mittel
Strecke: 11 km ⬌, 280 hm ⬈, 210 hm ⬊
Gehzeit: 3 h