Nasswanderung von Neustadt über den Hochfirst nach Titisee
Kennen Sie Nasswandern? Ich meine, so richtig nass wandern?
Eine Gruppe fröhlich fitter Damen und Herren verlässt frohgemut den Neustädtischen Bahnhof. Just in diesem Moment öffnen sich die Himmelsschleusen und heftiger Regen prasselt auf uns hernieder. Wir lassen uns nicht beirren, schließlich sind wir nicht aus Zuckerwatte. Forsch stapfen wir schauerdurchschüttelt den stetig steigenden, naturbelassenen Wanderpfad hinauf, durch teils dichten, teils lichten Nadelwald. Rinnsale strömen uns entgegen, die den Pfad rasch in kleine Bächlein verwandeln.
Da wir alle geübt sind, positiv zu denken, freuen wir uns mit der Natur über diesen Regensegen. Pilze strecken neugierig ihre Köpfchen aus dem feuchten Erdreich, darunter einige Prachtexemplare. Nacktschnecken kreuzen unseren Weg.
Nach 400 Höhenmetern erreichen wir den Gipfel des Hochfirsten. Statt „atemberaubender Sicht“ auf den Titisee und den Feldberg blicken wir hinunter auf ein undurchdringliches Nebelmeer. Im Schutze einer Holzhütte verzehren wir unser Mittagsbrot, während sich die Wolken lichten. Doch Petrus hat kein Erbarmen mit uns: Kaum treten wir den Abstieg an, schüttet es aus Kübeln.
Fette Farne und tief pinkfarbener Fingerhut säumen unseren Pfad. Den Waldboden bedeckt giftgrünes, samtenes Moos. Die Farben leuchten besonders schön in diesem trüben Regengrau.
In Titisee stärken wir uns an Schwarzwäldertorte und anderen Köstlichkeiten. Wir haben es lustig miteinander und lassen uns unsere gute Laune nicht verderben. Die Wolkendecke reißt auf und einige Sonnenstrahlen scheinen uns zu verhöhnen. Auf dem Weg zum Bahnhof umhüllt uns erneut dichter Regen. Nicht alle Wanderschuhe haben die konstante Nässe überlebt. Sohlen lösen sich und werden mit Isolierband fixiert. Gute Ausrüstung ist alles!
Wir danken Bärbel und Detlef, unseren Wanderführern, dass sie uns trotz widriger Witterungsverhältnisse so sicher und fürsorglich ans Ziel geleitet haben.
Und wir halten es mit Karl Valentin: „Wenn es regnet, freue ich mich, weil wenn ich mich nicht freue, regnet es auch.“
Bericht: Nora Herzog
Tourdaten:
Schwierigkeit: mittel
Strecke: 10 km ⬌, je 700 hm ▲▼,
Gehzeit: ca. 4,5 Std.